Meinen zweiten Hund nannte ich wie den Ersten – ANJA.
Zum Einen, weil mir nichts Besseres einfiel, zum Anderen, weil sie genauso war wie meine ANJA.
ANJA war eine unscheinbare Mischlingshündin aus Kroatien. Sie hat sich mich ausgesucht, zu einem Zeitpunkt, als meine damalige Welt aus den Fugen geriet, um sich als mein Fels in der Brandung zu erweisen.
Sie war ein Wesen, das Jedem in die Seele blicken konnte. Sie war nicht bloß ein Hund, sie war ein spirituelles Wesen, das jeden Menschen in seinem innersten Kern traf …
Eine Geschichte:
Vor einigen Jahren besuchten Anja und ich eine ältere Freundin die in einem Seniorenheim lebte. Auf dem Weg durch die Flure des Hauses, begegneten wir einer Frau in einem Rollstuhl. Beim Anblick des Hundes wurde die zuvor Teilnahmslose, plötzlich lebhaft. Als sie hörte, daß wir einen Besuch machten, bat sie darum, sie später auch zu besuchen, was wir dann auch taten.
Als wir eine Sunde später bei ihr saßen, versuchte sie mit ihrer linken Hand die Hündin zu streicheln. Anja aber wich der Hand aus und legte ihren Kopf unter die vom Schlaganfall stark beeinträchtigte rechte Hand!
Wann immer die Frau versuchte sie mit der linken Hand zu berühren, wich sie zur anderen Hand aus und wiederholte ihre Aktion. So war die Frau gezwungen, mit Hilfe ihrer Linken, die rechte Hand führend, den Hund zu streicheln.
Das ließ Anja dann auch zu. Während dessen fragte ich die Frau was ihr denn passiert sei, weshalb sie denn im Rollstuhl säße. Da erzählte sie mir, dass sie ihr Leben lang für Andere geschuftet hatte, nie zur Ruhe kam und keine Anerkennung bekam. Sie wurde ganz aufgewühlt durch die Erinnerungen, und während sie sprach, begann von ihr unbemerkt, ihre RECHTE Hand selbstständig Anja zu streicheln. Diese blickte mich an, als wollte sie sagen: siehst du, ich hab es doch gewußt…
An einem bestimmten Punkt ihrer Geschichte fragte ich die Frau: “ Und was haben Sie Sich am meisten gewünscht, wenn wieder mal alle etwas von Ihnen wollten?“ “ Daß ich alle Viere grade sein lassen kann,und Andere etwas für mich tun….“ Kam es wie aus der Pistole geschossen. Erst war sie einen Moment still, dann weiteten sich ihre Augen und sie sagte fassungslos: “ ja, aber..
sooo hab ich das doch nicht gewollt!! “
“ Hätten sie jemals zugelassen, das jemand Sie versorgt, etwas für Sie tut, wenn es Ihnen weiter gut gegangen wäre?“
fragte ich sie. „Nein, wahrscheinlich nicht“ antwortete sie. Und dann bemerkte sie, ihre eigene rechte Hand, die selbstständig den Hund streichelte…